Wie Landwirtschaft heute auf Social Media Wissen, Werte & Wirkung prägt

Landwirtschaft wird auf Social Media zur Stimme für Wissen, Werte und Wirkung – authentisch, sichtbar und näher an den Menschen als je zuvor.

Wie Landwirtschaft heute auf Social Media Wissen, Werte & Wirkung prägt

Landwirtschaft wird auf Social Media zur Stimme für Wissen, Werte und Wirkung – authentisch, sichtbar und näher an den Menschen als je zuvor.

Hinweis: Das Video unseres Vortrags auf der Land-Jagd-Forst Messe 2025 in Wieselburg ist direkt hier im Beitrag eingebettet – einfach abspielen und mitlernen.

„Meine Zielgruppe ist nicht auf Social Media.“ — wirklich?

Das hören wir oft. Und doch: Wo informieren sich Menschen, wenn sie in der Früh im Zug oder Bus sitzen, abends auf der Couch scrollen oder kurz in der Pause das Handy zücken? Genau. Social Media ist längst Alltag – quer durch alle Altersgruppen.

Ein paar Zahlen aus unserem Vortrag:

  • Rund 85 % der Österreicher:innen nutzen Social Media.
  • 62 % der Jugendlichen holen sich täglich aktuelle Informationen dort.
  • Nur 17 % greifen primär zu klassischen Medien (inkl. Online-Zeitungen).
  • 77 % sorgen sich über Desinformation durch KI & Social Media.

Kurz gesagt: Wer heute nicht sichtbar ist, wird übersehen. Und gerade die Landwirtschaft hat starke Antworten – mit echten Orten, echten Menschen, echter Arbeit.

Drei Gründe, warum Landwirtschaft auf Social Media wirken kann

  1. Unsicherheit nehmen
    Öffnen wir die Stalltür – im wörtlichen wie übertragenen Sinn. Authentische Einblicke, klare Quellen und nachvollziehbare Abläufe sind das beste Gegengift gegen Desinformation.
  2. Echte Einblicke geben
    CO₂, Biodiversität, Tierwohl, Technik, Kennzeichnung: Komplex? Ja. Aber Sie zeigen es täglich. Kaum ein Bereich eignet sich so gut, Wissen greifbar zu machen – vom Acker bis in die Verarbeitung.
  3. Dialog statt Monolog
    Wer veröffentlicht, hört auch zu. Kommentare, Fragen, Stimmungen – Social Media liefert Nähe zur Community und ein Gefühl für den Markt.

Vom Thema zum Video: zwei einfache Werkzeuge

1) Das Story-Framework: Warum – Wie – Was

Ein gutes Video beginnt nicht mit der Kamera, sondern mit einer klaren Geschichte. Das sogenannte Story-Framework hilft dabei, Inhalte verständlich und spannend aufzubauen – ganz egal, ob es um Tierhaltung, Biodiversität oder Lebensmittelkennzeichnung geht.

Zuerst steht das Warum: Warum ist das Thema wichtig? Warum sollte jemand hinschauen? Im Beispiel der Lebensmittelkennzeichnung geht es etwa darum, dass klare Regeln Konsument:innen schützen und Betrieben Sicherheit geben.

Dann folgt das Wie: Wie funktioniert das in der Praxis? Welche Schritte sind notwendig, um Kennzeichnungen korrekt umzusetzen, und wo findet man die passenden Informationen?

Und schließlich das Was: Was passiert, wenn etwas schiefgeht? Welche (rechtliche) Folgen kann falsche Kennzeichnung haben – und welche Tipps oder Anlaufstellen gibt es, um Fehler zu vermeiden?

So haben wir es auch in einem unserer Projekte umgesetzt: Beim Thema Lebensmittelkennzeichnung starteten wir mit dem Warum (Sinn und Nutzen), erklärten dann das Wie (praktische Umsetzung) und endeten mit dem Was (Vermeidung von Fehlern). Ein einfacher Aufbau – aber unglaublich wirkungsvoll.

2) Visuell – Narrativ – Call-to-Action

Sobald die Geschichte steht, geht es um die Umsetzung: Wie erzähle ich sie?
Hier hilft das Prinzip Visuell – Narrativ – Call-to-Action, um Struktur in jedes Video zu bringen.

Zuerst das Visuelle: Welche Bildsprache passt zu meinem Thema? Kurze, dynamische Reels oder Shorts eignen sich für schnelle Wissenshappen, während längere Formate wie eine Doku oder ein Imagefilm mehr Raum für Tiefe bieten. Manchmal kann auch eine 2D- oder 3D-Animation helfen, komplexe Abläufe verständlich zu machen.

Dann das Narrativ: Wer erzählt die Geschichte? Eine Stimme aus dem Off? Ein Interview mit einer Expertin oder einem Landwirt, der direkt aus der Praxis berichtet? Oder spricht das Video ganz ohne Worte – nur mit Bildern und Musik? Jede Form hat ihre eigene Wirkung, wichtig ist, dass sie zur Botschaft passt.

Und schließlich der Call-to-Action (CTA): Was soll nach dem Video passieren? Soll das Publikum eine Website besuchen, sich weiter informieren, anmelden oder vielleicht einfach anders über ein Thema denken? Ein gutes Video endet nicht mit dem letzten Frame – sondern mit einer klaren Einladung zum nächsten Schritt.

Plattformen & Formate – kurz & klar

  • TikTok / Instagram Reels / YouTube Shorts: Hochformat, schnell, snackable. Einmal drehen, plattformgerecht anpassen (Hooks, Tempo, Länge).
  • Instagram Feed & Stories: Community-Nähe, Alltag, Q&A, Mini-Erklärungen.
  • YouTube (Longform): Tiefer gehen: Fachwissen, Vlogs, praxisnahe Serien.

Merke: 1:1-Crossposting funktioniert manchmal, besser ist ein Plattform-Cut (gleiche Kernbotschaft, passendes Tempo & Format).

Best-Practice-Muster (aus dem Vortrag)

Wie vermittelt man Wissen so, dass es hängen bleibt? Im Vortrag haben wir gezeigt, dass erfolgreiche Social-Media-Videos selten Zufall sind – sie folgen oft klaren Mustern, die Wissen einfach, visuell und nachvollziehbar machen.

Ein gutes Beispiel dafür ist das Format „Merksatz + Anschauung“. Dabei wird Wissen in einem kurzen, leicht merkbaren Satz erklärt – und sofort mit passenden Bildern verknüpft. Etwa so: „Kleine Eselsbrücke, um Getreidearten zu unterscheiden …“ Dazu kommen klare Nahaufnahmen und visuelle Markierungen, die das Gesagte sichtbar machen. Der Effekt: In wenigen Sekunden entsteht ein kleiner Aha-Moment, der hängen bleibt – ein sogenannter Mini-Lernmoment.

Ein zweites Format sind die Prozess-Videos. Hier steht das Ergebnis am Anfang – zum Beispiel ein fertiger Erdkühlschrank oder ein bepflanztes Versuchsfeld – und danach folgt Schritt für Schritt der Weg dorthin. Das Publikum bekommt das Gefühl, Teil des Prozesses zu sein, kann den Fortschritt mitverfolgen und ist emotional stärker eingebunden. Diese Art von Videos werden nicht nur öfter angesehen, sondern auch häufiger geteilt oder gespeichert, weil sie echten Mehrwert liefern.

Gerade für die Landwirtschaft sind diese Prinzipien ideal übertragbar. Statt einfach zu behaupten, wie etwas funktioniert, zeigt man es. Ob es um ein Bodenprofil, das Melken, die Saatbettbereitung oder den Einsatz neuer Technik geht – mit klaren, ruhigen Bildern, Text-Overlays und einer nachvollziehbaren Struktur lassen sich selbst komplexe Themen verständlich darstellen.

So wird aus einem einfachen Clip ein wertvoller Beitrag zur Wissensvermittlung – anschaulich, authentisch und ganz nah an der Praxis.

Eine schlanke Social-Media-Strategie für Betriebe

  1. Ziele & Zielgruppen: Was wollen wir erreichen? Wen genau sprechen wir an?
  2. Kernbotschaft & CTA: Ein Satz, eine Handlung.
  3. Content-Mix & Plan: Kurzvideos, Fotos, Stories, Longform – wie oft, in welcher Serie?
  4. Rollen & Ressourcen: Wer macht Aufnahme, Schnitt, Text, Community-Management?
  5. KPIs & Monitoring: Aufrufe, Wiedergabedauer, Interaktionen, Klicks – monatlich prüfen und anpassen.

Technik: Start smart – nicht teuer

Einsteiger (ca. 300 € +)

Wer erst einmal ausprobieren möchte, wie sich Social Media-Videos anfühlen, braucht kein großes Budget. Ein Smartphone reicht völlig für den Start – die Kameras moderner Handys liefern beeindruckende Qualität. Für ruhige Aufnahmen sorgt ein Gimbal, etwa das DJI Osmo Mobile, das Bewegungen stabilisiert und so den typischen „Wackel-Clip“ verhindert. Und das vielleicht Wichtigste: der Ton. Ein einfaches Wireless-Mikrofon, zum Beispiel ein günstiges Set oder das Rode Wireless Go, macht den Unterschied – denn guter Ton ist immer wichtiger als ein perfektes Bild.

Mittelklasse

Wer regelmäßig produziert oder die Qualität etwas anheben möchte, greift zu einer dedizierten Kamera – etwa aus der Sony Alpha-Serie oder dem APS-C-Bereich. In Kombination mit einem Gimbal und einem Funkmikro entsteht schon ein sehr professioneller Look. Eine spannende Alternative ist die DJI Osmo Pocket – eine kleine All-in-One-Lösung mit eingebautem Gimbal, ideal für flexible Drehs und spontane Aufnahmen.

Extern produzieren lassen

Und wer lieber gleich auf Filmniveau starten möchte, kann die Produktion auch extern vergeben – etwa an spezialisierte Agenturen. Der Vorteil liegt auf der Hand: hohe Bildqualität, Zugang zu spezieller Technik wie Makro- oder Slow-Motion-Aufnahmen, On-Board-Kameras oder Drohnen – und natürlich ein starker Außenauftritt für Marke oder Betrieb. Je nach Umfang liegen die Kosten für einen Halbtägigen-Dreh bei etwa 500 bis 1.000 Euro (je nach Aufwand). Innerhalb eines Tages lassen sich – je nach Konzept – bereits mehrere Kurzvideos professionell umsetzen.

Inhalte, die funktionieren – speziell für Agrar

  • „Ein Bild – ein Begriff“: 20–40 Sekunden, ein klarer Lernpunkt (z. B. warum Bodenbedeckung zählt).
  • Mini-Serien: „3 Irrtümer über …“, „Vorher/Nachher am Feld“, „Maschine erklärt in 60 Sek.“
  • Transparenz-Clips: Preise, Tierwohl, Herkunft – sachlich, nahbar, quellensicher.
  • Community-Formate: Fragen einsammeln, im Video beantworten, Ergebnisse am Hof zeigen.

Hook-Baukasten (erste 2 Sekunden):
„Woran erkennst du …?“ • „Fehler, die dich Ertrag kosten …“ • „So sparst du X in 30 Sekunden …“

Checkliste: Von der Idee zum Post

  • Warum–Wie–Was in 3 Sätzen notiert
  • Visuell/Narrativ/CTA festgelegt
  • Hook geschrieben (max. 8–10 Wörter)
  • Aufnahmeplan (Locations, Licht, Wetter-Backup)
  • Ton geprüft (Anstecker, Pegel, Windschutz)
  • Untertitel (barrierefrei, ohne Ton verständlich)
  • Plattform-Cut (Länge, Format, Text-Overlays)
  • KPIs gesetzt & Reminder fürs Reporting

Sichtbarkeit ist Handwerk

Social Media ist kein Selbstzweck. Es ist ein Werkzeug, mit dem landwirtschaftliche Betriebe Wissen sichtbar machen, Werte vermitteln und Wirkung entfalten. Mit einem klaren Framework, realistischen Ressourcen und ehrlichen Einblicken entsteht Content, der informiert, Vertrauen schafft – und Gespräche anstößt.